Leserbrief Kreiszeitung 24.08.21

Umsetzung lässt viele Kreisbewohner im Regen stehen

Bekenntnis zur zeitgemäßen Gesundheitsversorgung, Kreis & Region, 20. August.

 

Sicher kann und darf man die Meinung vertreten, dass mit einem Krankenhaus, mit möglichst vielen Fachrichtungen unter einem Dach, eine bessere Versorgung im Landkreis Diepholz gewährleistet ist. Nur die Umsetzung dieser Variante lässt Wünsche übrig und viele Kreisbewohner im Regen stehen.

Wenn Frau Seidel zu dem Ergebnis kommt, dass von den 218 000 Kreisbewohnern nur 46 000 von den aktuellen Standorten profitieren, dann handelt es sich exakt um die Einwohner der Städte Bassum, Sulingen und Diepholz. Zählt bei Frau Seidel die „Landbevölkerung“ etwa gar nicht mehr? Alleine im Sulinger Land leben über 30 000 Menschen. Im Umfeld von Bassum und Diepholz eher noch mehr. Und wenn tatsächlich alle Kreisbewohner sich für das Zentralkrankenhaus entscheiden? Frau Seidel fordert dies regelrecht ein. Und nicht nur sie ist der Meinung, dass es so kommen soll. Bei der Standortwahl war es zudem ein entscheidendes Kriterium. Da fragt man sich allerdings, wie das mit einer Bettenzahl von 360 funktionieren soll. Selbst bei einer Verdoppelung der Bettenzahl wird es noch eng. Da trauten die Fürsprecher und Planer wohl ihren eigenen Aussagen nicht so recht.

Dann die Aufforderung von Frau Seidel, dass alle, die lautstark eine leistungsstarke Gesundheitsversorgung im Landkreis gefordert haben, das Zentralkrankenhaus Borwede auch nutzen sollten. Ich möchte hier gar nicht die Frage aufwerfen wie man leistungsstark interpretiert. Aber ich stelle mir schon die Frage, wer von den 218 000 Kreisbewohnern sich da angesprochen fühlt. Werden es die über 33 000 aus Stuhr sein? Die in weniger als 15 Kilometern Entfernung gleich zwei leistungsstarke und zudem noch größere, mit noch mehr Fachrichtungen versehene, Kliniken in Bremen nutzen können und das in ihrer Mehrzahl wohl auch seit Generationen tun? Nach Borwede sind es über 30 Kilometer. Oder sollten es die über 30 000 Kreisbewohner aus Weyhe sein? Von dort zum Links der Weser oder Klinikum Bremen Mitte sind es zehn bis 20 Kilometer. Nach Borwede über 30. 

Natürlich variieren die Entfernungen innerhalb der einzelnen, hier ausgewählten, Gemeinden. Aber es gibt ja auch noch mehr Klinikstandorte. Alleine in Bremen fallen mir da auf Anhieb fünf weitere Kliniken ein. Aber auch das Krankenhaus Achim ist je nach individuellem Wohnort eine näherliegende Möglichkeit. 

Und dann sind da noch die gerne vorgeschobenen Kosten im Gesundheitswesen. Ja, bei unserer Gesundheit geht es leider nur noch ums Geld. Erst dann kommen Schmerzen, Leid und Sterben. Aber ich sollte sachlich bleiben. Es ist eben so. Da kann unser Landkreis alleine auch nichts ändern. Mir stellt sich allerdings die Frage, ob mit einem Standort in Borwede Kosten gesenkt werden können. Eine flächendeckende und kostengünstige Krankenhausversorgung wird man nur erreichen, wenn die Standorte sich ergänzen.

Sollten die Befürworter des Standortes Borwede für ein Zentralkrankenhaus im Landkreis Diepholz die Argumente von Frau Seidel teilen, scheinen sie sich in der Fläche des Landkreises wohl eher verrannt zu haben. 

Uwe Overhoff

Sulingen

 

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Quellenangabe: Sulinger Kreiszeitung vom 24.08.2021, Seite 13